Loslassen öffnet Türen – Verantwortung lässt dich hindurchgehen

10.12.2025

In den letzten Jahren hat sich ein starkes Bewusstsein dafür entwickelt, Ballast abzugeben – Glaubenssätze, Erwartungen anderer, alte Muster, Beziehungen oder Situationen, die nicht (mehr) guttun. Viele Menschen spüren deutlich, was sie nicht länger tragen möchten. Das ist wertvoll und wichtig.

Doch gleichzeitig passiert etwas Interessantes:
Während wir uns von vielem lösen wollen, das nicht zu uns gehört, fällt es manchmal schwer, das anzunehmen, was sehr wohl zu uns gehört – nämlich unsere eigene Verantwortung.

Zwischen Befreiung und Ausweichen

Loslassen kann sich befreiend anfühlen. Verantwortung übernehmen dagegen manchmal schwer. Denn Verantwortung bedeutet, ehrlich hinzuschauen:

  • Welche Schritte kann ich gehen?

  • Was entscheide ich?

  • Welche Muster wiederhole ich?

  • Wo mache ich mich kleiner oder warte darauf, dass jemand anderes etwas verändert?

Manchmal rutscht man dabei unbemerkt in eine Haltung, die von außen sehr bewusst aussieht, innerlich aber eher ein Ausweichen ist.
Man trennt sich von "fremdem Gepäck", übernimmt aber gleichzeitig zu wenig für das eigene Leben.

Warum die Unterscheidung so schwer ist

Der Übergang zwischen gesundem Loslassen und unbewusstem Vermeiden ist fließend.
Es ist nicht immer leicht zu erkennen:

  • Was ist tatsächlich "nicht meins"?

  • Und was ist vielleicht doch ein Anteil, der gesehen und angenommen werden möchte?

Eigenverantwortung erfordert Mut.
Loslassen erfordert Mut.
Beides fühlt sich manchmal ähnlich an – doch führt nur eines davon zu echter innerer Stärke.

Eigenverantwortung bedeutet nicht, alles allein schaffen zu müssen

Viele denken bei dem Wort sofort an Druck oder Pflicht. Aber Eigenverantwortung ist etwas anderes:
Sie bedeutet, die eigene Kraft zu erkennen und zu nutzen, statt sie unbewusst abzugeben.
Sie bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen.
Sich als Gestalterin oder Gestalter des eigenen Lebens wahrzunehmen – nicht als Opfer der Umstände.

Eigenverantwortung ist kein Gewicht, das man tragen muss.
Sie ist eine Kraftquelle, die einen trägt.

Warum sie so wichtig ist

Wenn wir Verantwortung dort übernehmen, wo sie hingehört – bei uns selbst – entstehen:

  • Kraft, weil wir ins Handeln kommen

  • Stärke, weil wir uns nicht länger abhängig machen

  • Selbstbewusstsein, weil wir uns selbst als wirksam erleben

  • Klarheit, weil wir wissen, was uns gehört und was nicht

Loslassen sorgt für Leichtigkeit.
Eigenverantwortung sorgt für Stabilität.
Erst beides zusammen schafft echten inneren Halt.

Ein liebevoller Blick nach innen

Wer lernen möchte, klarer zu unterscheiden, kann sich immer wieder diese Fragen stellen:

  1. Wovon versuche ich mich gerade zu distanzieren – und warum?

  2. Was liegt tatsächlich außerhalb meines Einflusses? Was nicht?

  3. Welche Entscheidung, Handlung oder Einsicht würde mir gerade mehr Kraft geben?

  4. Wo könnte ich mir selbst ehrlicher begegnen?

Es ist ein Prozess. Und niemand muss ihn perfekt beherrschen.
Entscheidend ist, sich auf den Weg zu machen – Schritt für Schritt.

Huberta Hofer - Dipl. Lebens- und Sozialberaterin in Ausbildung unter Supervision- A-8672 St. Kathrein a.H.
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